Vorstandssprecher
Michael Wulf
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Handlungsfeld: Wohnen

»Deutlich unter dem Markt«

Miethöhen beim BVE: Bezahlbare Mieten sind ein wichtiger Beitrag zum Gemeinwesen. Wie entwickeln sich die Mieten beim BVE und was bringt die Zukunft? Vorstandssprecher Michael Wulf im Interview.

Wie hoch war 2021 die durchschnittliche Netto- Kaltmiete pro Quadratmeter und Monat in den Wohnungen des BVE?

MICHAEL WULF: Die durchschnittliche Miete lag 2021 bei 6,83 Euro . In den öffentlich-geförderten Wohnungen zahlen die Mitglieder im Schnitt 6,84 Euro, in den frei finanzierten 6,72 Euro. Damit liegen wir nach wie vor sehr deutlich unter dem Hamburger Mietenspiegel. Dieser hat für das Jahr 2021 eine durchschnittliche Miete von 9,29 Euro für frei finanzierte Wohnungen und eine Mietpreissteigerung von 7,3 Prozent innerhalb von zwei Jahren ermittelt. Damit ist die Differenz zwischen unseren Mieten und der Hamburger Durchschnittsmiete noch einmal deutlich gewachsen.

Wie schafft es der BVE, diese günstigen Mieten zu realisieren?

MICHAEL WULF: Es ist Bestandteil unserer Mitgliederförderung, mit unseren Mieten im Durchschnitt deutlich unter dem Markt zu bleiben. Deshalb haushalten wir sehr sorgsam und nehmen im Rahmen der Mietenkalkulation grundsätzlich nur das, »was wir brauchen«. Die Mieten sind fair und angemessen. Wir setzen die Preise nicht hoch, nur weil der Markt das gerade hergibt. Gleichzeitig müssen wir natürlich dauerhaft wirtschaftlich agieren, Vorsorge treffen, somit auch die Mieten regelmäßig anpassen. Dabei geht es nicht nur darum, die Häuser in Ordnung zu halten. Wir tun vieles mehr, als Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Auch das müssen wir bei der Berechnung der Mieten berücksichtigen.

Denn wir können nicht zugunsten der jetzigen Generation etwas tun, das zulasten kommender Generationen geht. 2024 wird der BVE 125 Jahre alt. Diese Kontinuität ist eine tolle Leistung – über alle Hochs und Tiefs, die es auch am Hamburger Wohnungsmarkt gegeben hat.

Liegt es auch an dem hohen Anteil älterer Häuser, dass Sie vergleichsweise geringe Mieten nehmen können?

MICHAEL WULF: Auch unsere älteren Bestände werden gepflegt, instand gehalten und regelmäßig, teilweise umfänglich, modernisiert. Gerade energetische Modernisierungen sind sehr kostenintensiv.

Die gesetzlichen Anforderungen, die Rohstoffknappheit und der Fachkräftemangel haben den Bau in den letzten Jahren verteuert. Und die Anforderungen an den Klimaschutz steigen weiter. Meinen Sie, dass der BVE seine Wohnungen in den nächsten Jahren weiterhin so günstig wird vermieten können?

MICHAEL WULF: Ich hoffe das. Denn an dem Grundprinzip, nicht mehr zu nehmen, als insgesamt nötig ist, würden wir festhalten wollen. Gesetzliche Anforderungen sind zu erfüllen und auch wir übernehmen Verantwortung für das Klima. Das können wir nicht, indem wir alles so lassen, wie es heute ist. In den letzten Jahren haben wir viel in unsere Bestände investiert – in der Regel 30 bis 35 Millionen Euro pro Jahr. Das ist auch für eine Wohnungsbaugenossenschaft unserer Größe überdurchschnittlich erheblich! Insofern haben wir gut vorgearbeitet. Aber die Anforderungen steigen weiter. Das Ziel, den CO2-Ausstoß auf null zu senken, löst noch einmal einen erheblichen Investitionsbedarf aus. Das ist für uns eine Herausforderung und wir prüfen sehr sorgsam, welche Maßnahmen notwendig und wie, wann umsetzbar sind.

Wo nimmt der BVE momentan die höchsten Mieten?

MICHAEL WULF: Die Wohnungen in unserem Neubau am Strandkai werden wir anfänglich für rund 15,50 Euro pro Quadratmeter vermieten. Wir wissen, dass das eine sehr hohe Miete ist und dass wir es hier mit einem speziellen Marktsegment zu tun haben. So etwas werden wir nicht in Serie bauen. Wir wissen aber auch, dass der Standort an sich extrem hochpreisig ist – das Hamburger Abendblatt hat den Strandkai einmal als »Europas schönstes Grundstück« beschrieben. Der Stadt Hamburg und uns war es wichtig, dass dort auch genossenschaftlicher Wohnungsbau stattfindet. Deshalb freuen wir uns, dass wir an diesem besonderen Ort vertreten sind. Unsere oben genannte Miete wird immer noch erheblich unter dem liegen, was sonst am Strandkai aufgerufen wird. Ich gehe davon aus, dass andere Wohnungen an dem Standort mindestens 5 bis 10 Euro pro Quadratmeter mehr kosten werden.

Der BVE erhebt für rund 9.000 Wohnungen in seinem Bestand eine sogenannte Wohnwertmiete. Davon ausgenommen sind der geförderte Wohnungsbau und Neubauten ab dem Jahr 2000. Bleiben Sie bei dem Konzept?

MICHAEL WULF: Ja, an diesem besonderen Modell wollen wir grundsätzlich festhalten. Es hat unter anderem auch mit zu dem eingangs erwähnten, insgesamt eher niedrigen Mietniveau bei uns geführt. Wohnwertmiete bedeutet, dass wir die Wohnungen nicht nur nach dem Kapitalbedarf bewerten, sondern nach einem Kriterienkatalog, der zum Beispiel auch die energetische Bewertung, Ausstattung und die Lage einschließt. Das ist solidarisch und fair und somit auch Bestandteil unserer Mitgliederförderung am Markt.

Vorstandssprecher Michael Wulf im Interview auch als

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